15.06.2019 |
Peru: Fußball ist Mädchensache
„Als mein Mann und ich damals nach Jicamarca zogen, hatten wir nichts. Mishelly war noch so klein und jung.“ Carmen Arias erinnert sich an die Zeit, als sie in eines der entlegendsten und ärmsten Viertel von Perus Hauptstadt Lima kamen.
Das ist lange her. Mishelly, ihre Tochter, ist heute 15 Jahre alt. „Wir kamen kaum aus mit dem wenigen Geld, das mein Mann als Busfahrer verdiente. Es reichte kaum für unser Essen.“ Carmen Arias begann, die Gottesdienste der Gemeinde Fuente de Agua Viva (dt. Quelle des lebendigen Wassers) zu besuchen, wo sie Kraft für ihren Lebensalltag fand. „Sie ermunterten mich auch, meine fünfjährige Tochter in ihrem Compassion-Programm anzumelden.“ Mishelly erinnert sich lebhaft an ihre erste Zeit im Programm: „Jede Klasse mit unserer Erzieherin machte Spaß. Wir lernten Bibelgeschichten, ich spielte mit meinen neuen Freunden, wir lernten, wie wir auf unsere Gesundheit achteten. Ich habe sogar gelernt, wie ich meine Zähne richtig putze.“
„Folge deinen Träumen und vertraue Gott“
Mit der Zeit begann Mishelly, sich für etwas ganz besonders zu interessieren: Fußball. „Während alle ihre Freundinnen Volleyball spielten, traf sich Mishelly mit den Jungen und spielte Fußball. Sie spielte bald besser als sie. Sie liebte Fußball und wollte den ganzen Tag nur mit dem Ball spielen.“ Carmen Arias und ihr Mann beschlossen, trotz ihres geringen Einkommens, Mishelly in einer Fußballschule anzumelden – eine Entscheidung mit drastischen Folgen für die Familie. Als Mishelly zwölf war, war sie bereits eine so gute Verteidigerin, dass ein Klub sie für die Mädchenmannschaft verpflichtete. Sie erhielt ein Nachwuchsstipendium und spielte mit ihrem Team gegen andere Klubs in Lima. „Immer wenn ich zum Training ging, fühlte ich mich, als ob ich dafür geboren wurde. Es wurde aber auch immer anstrengender. Unser Trainer machte uns manchmal ziemlich Druck, ich dachte sogar ans Aufhören.“ In dieser Zeit machten ihr die Briefe ihrer Paten Mut. „Sie haben mich immer ermutigt, meinen Träumen zu folgen und Gott zu vertrauen.“ Und die Paten unterstützten sie ganz praktisch dabei. Einmal brauchte Mishelly neue Stollen für ihre Schuhe. „Sie waren zu teuer für uns“, erzählt Carmen Arias. Dann rief uns das Compassion-Kinderzentrum und sagte, dass Mishellys Paten Geld zu Weihnachten geschickt hatten. Wir gebrauchten das Geld, um ihr die Stollen zu kaufen. Sie hätte nicht fröhlicher sein können.“
Ein besonderer Brief
Eines Tages erhielt Mishelly eine besondere Einladung: Sie wurde für die Mädchennationalelf Perus nominiert, um bei einem internationalen Turnier anzutreten. „Meine Eltern konnten es nicht glauben – und ich auch nicht. Mein Vater musste weinen, und ebenso ging es meiner Mutter und mir.“ Und so fuhr die 13-Jährige mit ihren neuen Kameradinnen zu den Südamerikameisterschaften nach Argentinien. Ein Jahr später folgte ein weiteres Turnier in Paraguay.
Auch in der Familie begann eine Veränderung. „Mein Mann war immer überrascht von der Liebe, die Mishelly im Kinderzentrum, in der Gemeinde und von ihren Paten erhielt“, erzählt Carmen Arias. „Er konnte nicht verstehen, dass Menschen, die sie so wenig kannten, so sehr lieben konnten.“ Mishellys Vater begann mit seiner Frau, Mishelly und ihrer kleinen Schwester Ashley die Gottesdienste der Gemeinde zu besuchen. „Er wird nun seelsorgerlich vom Pastor begleitet und wir spüren die Veränderung zuhause.“
„Wenn ich durch schwierige Zeiten gehe und wir in der Meisterschaft nicht gut zurechtkommen oder die Dinge nicht so laufen, wie ich will, habe ich dennoch Frieden“, lächelt Mishelly zuversichtlich. „Weil ich weiß, dass Gott bei mir ist.“
Jonatán Ruiz, Compassion Peru