Mangelnde und unausgewogene Ernährung kann bei Kindern zu schwerwiegende Folgen führen. Es beeinflusst das Wachstum und die neurologische, kognitive und verhaltensbezogene Entwicklung. Und trotzdem sind regelmäßige Mahlzeiten keine Garantie für ein gesundes Heranwachsen. Familien in extremer Armut können sich oft nur Lebensmittel leisten, denen es an Vitaminen, Mineralien oder Proteinen fehlt. Diese wichtigen Nährstoffe tragen maßgeblich zu einer gesunden Entwicklung bei.
Die unzureichende Nährstoffaufnahme kann zu akuter Unterernährung, auch „wasting“ genannt, führen. Betroffene verlieren erheblich an Gewicht und nehmen nicht zu. Infektionskrankheiten oder Durchfallerkrankungen verschlimmern den Gesundheitszustand. Das Immunsystem von Kindern ist geschwächt und sie leiden an einem erhöhten Sterberisiko. i
Chronische Unterernährung führt zum sogenannten „stunting“. Bei Kindern hat es den Anschein, dass sie zu klein für ihr Alter seien. Häufig leiden sie an Entwicklungsverzögerungen, es fehlt ihnen die Konzentration in der Schule und sie sind anfälliger für Krankheiten. All das sind Anzeichen einer chronischen Unterernährung. ii
Mögliche Auswirkungen der Lebensmittelkrise auf Kinder und Familien
Keiner weiß, wie lange diese Krise noch andauern wird. Das erhöht das Risiko, dass immer mehr Menschen Hunger leiden und von Unterernährung betroffen sein werden. Auch die Gefahr von häuslicher Gewalt, Depressionen, einer posttraumatischen Belastungsstörung oder Drogenmissbrauch steigt.
Familien, die sich bereits vorher nicht ausreichend mit Lebensmitteln versorgen konnten, belastet die Situation zusätzlich. Viele nehmen hohe Kredite auf und verschulden sich. Das verschlechtert die finanzielle Situation nur weiter. Manche Eltern nehmen ihre Kinder von der Schule, damit sie zum Beispiel bei der Arbeit auf dem Feld helfen, um Geld zu verdienen. Das alleinige Einkommen der Eltern würde die Haushaltskosten nicht decken.
Gewalt und Missbrauch können aufgrund der angespannten Lage zunehmen. Einige Mädchen werden womöglich gezwungen, früh zu heiraten, damit die Eltern die Mitgift erhalten. Die Mädchen sind einem höheren Risiko ausgesetzt, sexuell oder kriminell ausgebeutet zu werden. iii
Häufig essen Mädchen weniger und zuletzt, wenn Lebensmittel knapp sind. Bereits jetzt machen Frauen und Mädchen rund 60 Prozent der Menschen aus, die akut Hunger leiden. iv Wie stark dieser Anteil steigen wird, hängt davon ab, wie lange die Krise andauern wird.
Viele Eltern setzen Mahlzeiten aus, damit ihre Kinder etwas zu essen haben. Die älteren Kinder einer Familie schauen sich das Verhalten eventuell ab und möchten ihr Essverhalten zugunsten der anderen im Haus reduzieren.
Wie unterstützt Compassion?
Compassion ist in einer besonderen Position, um auf die weltweite Lebensmittel-Krise zu reagieren. Wir arbeiten mit mehr als 8.500 lokalen Partnerkirchen und Gemeinden auf der ganzen Welt zusammen. Die Kirchen vor Ort haben langjährige Erfahrungen, um die Menschen in ihrer Nachbarschaft zu unterstützen. Sie haben Vertrauen und Beziehung zu den Menschen in ihrer Umgebung aufgebaut und kennen ihre Lebensbedingungen und Bedürfnisse.
Durch die Kirchen vor Ort decken wir den dringenden Bedarf an Lebensmitteln und arbeiten gleichzeitig an nachhaltigen Lösungen, die den Hunger bekämpfen.
Abiyot: „Ich bin so dankbar!“
Abiyot wusste lange nicht, wie sie ihre Kinder ausreichend versorgen kann. Da ihr 4-jähriger Sohn Habtemariam am Patenschaftsprogramm von Compassion teilnimmt, wandte sie sich an den Leiter des Compassion-Kinderzentrums und erklärte ihm ihre derzeitige Situation. Die Geschichte der alleinerziehenden Mutter hat ihn zu Tränen gerührt. Er organisierte für die Familie Lebensmittelpakete und stellte finanzielle Mittel für die Miete zur Verfügung.
„Sie haben meine Kinder vor dem Hunger bewahrt“, erzählt Abiyot fröhlich. „Ich bin so dankbar, dass uns die Kirche unterstützt. Ich weiß, dass Gott uns zur Kirche geführt hat. Wo hätte ich sonst Hilfe suchen sollen?“
i World Health Organization, Malnutrition, in: who.int, https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/malnutrition, letzter Zugriff, 16.11.2022
ii World Health Organization, Malnutrition, in: who.int, https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/malnutrition, letzter Zugriff, 16.11.2022
iii GBC AoR, Links Between Food Insecurity and GBV in Conflict-Affected Settings, in: gbvaor.net, https://gbvaor.net/node/1334, letzter Zugriff: 22.11.2022
iv World Food Programm US, Gender inequality, in: wfpusa.org, https://www.wfpusa.org/drivers-of-hunger/gender-inequality/, letzter Zugriff: 16.11.2022