Mitten in der Nacht
Die Nacht bricht an und bringt die Angst mit sich. Die zwei Schwestern sind müde und schließen ihre Augen, aber sie können nicht einschlafen. Wenn sie es schaffen, wachen sie jedoch wieder auf. Sie haben Angst, was die Nacht bereithält. Es ist keine gute Nacht – ihr Gefühl wird bestätigt, wenn plötzlich das Schreien beginnt.
Der Vater kam betrunken nach Hause und stritt sich mit ihrer Mutter. Sie beschimpften einander, und er wurde immer aggressiver. Ein Stuhl fiel um, Becher zerbrachen – und er drohte ihr, sie umzubringen.
Hope und Happiness versteckten sich unter der Bettdecke, aber sie hörten, was passierte. Sie weinten in dem Wissen, dass sich nichts änderte. Sie hatten Angst und hofften, dass es bald ein Ende hat.
Hope ist acht Jahre alt, Happiness ist fünf. Sie haben ein 16-jährigen Bruder und eine 13-jährige Schwester. Manchmal verteidigte ihr Bruder die Mutter. Ihre Schwester hingegen war wütend auf die Mutter, dass sie an der Situation nichts änderte. Jeder verhielt sich anders gegenüber der Gewalt! Aber sie teilen die dunklen Nächte und die Angst.
Jahre voller Gewalt
Die Kinder erlebten körperliche und emotionale Gewalt über Jahre hinweg.
Während die Mutter einen Brief an Hopes Paten schrieb, erzählte sie einer Compassion-Mitarbeiterin, was die Familie durchmachte, und dass der Vater eines der Mädchen wegbrachte, wenn er betrunken war.
„Wir reagierten sofort. Die Ärzte bestätigten, dass die Mädchen sexualisierte Gewalt erlebten. Wir fanden so heraus, dass die Familie jegliche Form von Gewalt erlebte. Die Mutter erzählte einige Dinge. Zum Beispiel dass der Vater gemeinsam mit ihnen im Truck unterwegs war, sehr schnell fuhr und sagte: ‚Jetzt sterben wir alle.‘ Er hatte sich auch eine Pistole besorgt und gedroht, sie zu töten“, erzählte der Leiter des Kinderzentrums.
Nach Angaben von UNICEF leiden acht von zehn Kindern in Bolivien unter einer Form von Gewalt. In 97 Prozent der gemeldeten Fälle von sexuellem Missbrauch waren die Täter/Täterinnen laut der Behörde Verwandte.
Mit der Unterstützung von Anwälten erwirkte das Kinderzentrum eine Verfügung, die den Vater daran hinderte, sich seiner Familie zu nähern. In der Zwischenzeit wurden Beweise gesammelt, damit er verhaftet werden konnte. Der darauffolgende Schritt war, der Familie Zugang zu psychologischer Betreuung zu ermöglichen.
„Wir begannen die Therapie mit der Familie aufgrund der physischen, psychischen und sexualisierten Gewalt des Vaters gegenüber den Familienmitgliedern. Es wirkte sich auf ihre körperliche und geistige Verfassung aus“, sagte der Psychologe.
Zu Beginn fiel es allen Familienmitgliedern schwer, ihre Gefühle auszudrücken. Mit der Zeit sprachen sie über ihre Sorgen, ihre Traurigkeit, ihren Frust und ihre Ängste.
Während die 13-Jährige rebellischer war, sah es der älteste Bruder als seine Aufgabe an, sich um seine Schwestern zu kümmern. Hope hatte Angst zu zeigen, was sie fühlte.
„Die Familienmitglieder zeigten posttraumatischen Stress wie Panik, Angst vor dem Alleinsein, Schlafprobleme und das Gefühl, alles noch einmal erleben zu müssen“, so der Psychologe.
Hope hatte Angst vor den Nächten. Happiness fürchtete sich vor der Dunkelheit und davor, irgendwo allein zu sein. Sie klammerten sich aneinander und waren immer nah beieinander. Trotz ihres jungen Alters verhielt sich Happiness oft wie die ältere Schwester und beschützte Hope.
Unterstützung durch psychologische Betreuung
Die Unterstützung des Psychologen, die die Familie erhielt, brachte ihnen ein Gefühl der Ruhe und Einigkeit, da alle einander unterstützten.
„Meine Kinder streiten nicht mehr. Vor der Therapie schlugen die Größeren einander, die Kleinen stritten untereinander. Sie diskutierten über etwas und fingen dann an sich zu schlagen. Sie waren wie traumatisiert, weil mein Mann und ich uns immer stritten. Meine älteste Tochter machte mich und ihren Vater für das Verhalten verantwortlich. Sie sagte: ‚Es war der Grund, warum wir gestresst waren. Wir wollen nicht mehr in diesem Haus leben. Ich möchte sterben‘“, erklärte die Mutter und sagt mit Tränen in den Augen: „Zum Glück veränderte sich alles. Der älteste machte vor der Therapie ins Bett. Hope wollte nicht in die Schule gehen oder ihre Hausaufgaben machen. Sie weinte nur. Es wirkte sich auf alle unterschiedlich aus. Durch die Therapie wurde Hope wieder ermutigt zu lernen. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn meine Mädchen nicht im Compassion-Patenschaftsprogramm gewesen wären. Ihr Vater hat mich immer bedroht. Vielleicht wäre ich nicht mehr am Leben.‘“
Im Kinderzentrum bemerkten die Mitarbeiter den Wandel in den Mädchen. „Sie haben sich durch die Therapie verändert. Hope kam oft sehr traurig ins Kinderzentrum. Sie war sehr ruhig, wollte nicht mit den anderen Kindern spielen. Sie wollte noch nicht mal in der Pause nach draußen gehen. Schon nach einigen Therapiesitzungen fing sie an mit ihrer besten Freundin zu spielen. Sie war früher teilnahmslos und leuchtete plötzlich auf. Happiness ist auch fröhlicher. Sie ist stark und ermutigt Hope“, sagt eine Mitarbeiterin des Kinderzentrums.
Die Familie hat lange gelitten. Sie erholen sich immer noch, aber es geht ihnen viel besser. Die Fünf haben gelernt, ihre Gefühle zu teilen und ihren Schmerz nicht allein zu tragen. Die Mutter wird ermutigt, in die Zukunft für sich und ihre Kinder zu blicken.
Das Kinderzentrum unterstützt die Familie weiterhin, trotz der Drohungen der Großfamilie des Vaters gegenüber Mutter und Kindern. Die Mitarbeiter begleiten die Familie, besuchen sie regelmäßig und bieten zusätzliche Unterstützung an, die durch den Spendenfonds für Kinderschutz finanziert wird, zum Beispiel durch Lebensmittelkörbe oder Hygieneartikel.
Happiness sagt lächelnd: „Ich bin jetzt glücklich, und ich gehe gerne ins Kinderzentrum.“ Ihre Schwester Hope fügt hinzu: „Ich gehe auch gerne ins Kinderzentrum und lerne mehr über die Bibel. Ich mag es, wenn meine Mutter glücklich ist.“
Sexueller Missbrauch und jede Form von Gewalt haben enorme, langfristige Folgen für die Opfer. Deshalb ist es wichtig, sofort einzugreifen und die Familien zu unterstützen.
Glücklicherweise fand die Mutter, den Mut die Wahrheit über die Familiensituation der Familie zu erzählen und nicht länger zu versuchen, das Leiden ihrer Familie zu verbergen.
Die Mitarbeiter der Compassion-Kinderzentren in Bolivien wissen, dass sie jedem Verdacht nachgehen und sofort reagieren, wenn sich ein Verdacht verhärtet und Familien beistehen, um sicherzustellen, dass Kinder in Sicherheit sind.
Die Mutter fügt hinzu: „Ich habe die Unterstützung der Compassion-Mitarbeiter gefühlt. Sie tauchten auf, wenn ich Hilfe und Unterstützung brauchte, und sie gaben sie mir. Ich war nicht allein. Ich weiß, dass ich auf sie zählen kann, und ich habe das Gefühl, dass es immer so sein wird.“
Compassion International und Compassion Deutschland verpflichten sich dazu, Kinder und Jugendliche zu schützen. Um die Sicherheit und den Schutz der Kinder zu gewährleisten, folgen wir und unsere lokalen Partnerkirchen klaren und einheitlichen Richtlinien. Mehr Informationen zum Thema Kinderschutz: Unsere Verpflichtung zum Kinderschutz!
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