Durch Liebe verändert, mit Liebe verändern
Wie ein ehemaliges Patenkind Kinder in Armut unterstützt
Wenn Eraldo über den Spielplatz des Compassion-Kinderzentrums läuft, erinnert er sich an die Zeit zurück, als er dort selbst als Kind gespielt hat. Viele Jahre sind vergangen, seit er in einer winzigen Wohnung ohne Badezimmer lebte. Wie sich das Leben des 29-Jährigen verändert hat, erzählt er selbst.
Ich erinnere mich an die Tage, als wir zu Hause nichts zu essen hatten. Meine Eltern ließen meine Geschwister und mich trotzdem am Tischen sitzen. Meine Schwester ärgerte das. Sie sagte dann: „Papa, warum sitzen wir hier? Wo ist das Essen?“ Mein Vater antwortete: „Kannst du das Essen nicht sehen? Siehst du nicht die schönen Kuchen und Sandwiches? Versuch doch mal, das Essen zu riechen!“
Wir stellten uns köstliche Mahlzeiten vor, unsere Lieblingsgerichte, und wünschten uns, sie würden Realität werden.
„Es ist viel Essen auf dem Tisch durch die Kraft des Glaubens. Nicht wahr, Papa?“, sagte dann meine Schwester. Das war alles, was wir wussten: Wir lebten durch den Glauben. Und dann klopften wie durch ein Wunder Menschen an unsere Tür und brachten uns das Abendessen. Wahrscheinlich war ich deshalb immer ein großer Träumer.
Durch Liebe verändert, mit Liebe verändern
Wie ein ehemaliges Patenkind Kinder in Armut unterstützt
Wenn Eraldo über den Spielplatz des Compassion-Kinderzentrums läuft, erinnert er sich an die Zeit zurück, als er dort selbst als Kind gespielt hat. Viele Jahre sind vergangen, seit er in einer winzigen Wohnung ohne Badezimmer lebte. Wie sich das Leben des 29-Jährigen verändert hat, erzählt er selbst.
Ich erinnere mich an die Tage, als wir zu Hause nichts zu essen hatten. Meine Eltern ließen meine Geschwister und mich trotzdem am Tischen sitzen. Meine Schwester ärgerte das. Sie sagte dann: „Papa, warum sitzen wir hier? Wo ist das Essen?“ Mein Vater antwortete: „Kannst du das Essen nicht sehen? Siehst du nicht die schönen Kuchen und Sandwiches? Versuch doch mal, das Essen zu riechen!“
Wir stellten uns köstliche Mahlzeiten vor, unsere Lieblingsgerichte, und wünschten uns, sie würden Realität werden.
„Es ist viel Essen auf dem Tisch durch die Kraft des Glaubens. Nicht wahr, Papa?“, sagte dann meine Schwester. Das war alles, was wir wussten: Wir lebten durch den Glauben. Und dann klopften wie durch ein Wunder Menschen an unsere Tür und brachten uns das Abendessen. Wahrscheinlich war ich deshalb immer ein großer Träumer.
Durch Liebe verändert, mit Liebe verändern
Wie ein ehemaliges Patenkind Kinder in Armut unterstützt
Wenn Eraldo über den Spielplatz des Compassion-Kinderzentrums läuft, erinnert er sich an die Zeit zurück, als er dort selbst als Kind gespielt hat. Viele Jahre sind vergangen, seit er in einer winzigen Wohnung ohne Badezimmer lebte. Wie sich das Leben des 29-Jährigen verändert hat, erzählt er selbst.
Ich erinnere mich an die Tage, als wir zu Hause nichts zu essen hatten. Meine Eltern ließen meine Geschwister und mich trotzdem am Tischen sitzen. Meine Schwester ärgerte das. Sie sagte dann: „Papa, warum sitzen wir hier? Wo ist das Essen?“ Mein Vater antwortete: „Kannst du das Essen nicht sehen? Siehst du nicht die schönen Kuchen und Sandwiches? Versuch doch mal, das Essen zu riechen!“
Wir stellten uns köstliche Mahlzeiten vor, unsere Lieblingsgerichte, und wünschten uns, sie würden Realität werden.
„Es ist viel Essen auf dem Tisch durch die Kraft des Glaubens. Nicht wahr, Papa?“, sagte dann meine Schwester. Das war alles, was wir wussten: Wir lebten durch den Glauben. Und dann klopften wie durch ein Wunder Menschen an unsere Tür und brachten uns das Abendessen. Wahrscheinlich war ich deshalb immer ein großer Träumer.
Woher ich komme
Meine Mutter hatte als Kind ein sehr schweres Leben. Sie musste mit ansehen, wie ihre Mutter ertrank und starb. Dann wurde sie von ihrem Vater verlassen und ging zu ihren Verwandten, aber die wollten sie nicht aufnehmen. Als Teenager begann sie, als Dienstmädchen zu arbeiten. Als sie 16 Jahre alt war, heiratete sie meinen Vater.
In ihrer Kindheit sagten ihr alle, dass sie keine Zukunft haben und als Prostituierte arbeiten würde. Meine Mutter beschloss, ein anderes Leben zu führen.
Meine Eltern haben alles getan, um uns zu versorgen. Wir lebten in einer kleinen Wohnung mit zwei Zimmern. Ein Badezimmer gab es nicht. Meine Eltern schliefen in einem Zimmer und meine vier Geschwister und ich teilten uns das andere. Gewaschen haben wir uns im Hinterhof mit einem Eimer. Unsere Toilette war ein Loch in der hinteren Ecke des Hofes.
Mein Vater arbeitete in einer Cafeteria und meine Mutter als Haushälterin. Wenn sie Zeit hatte, verkaufte sie Obst auf dem Markt, um sich etwas dazuzuverdienen. Manchmal fuhr mein Vater 7 km mit dem Fahrrad, nur um ein paar Liter Milch von Verwandten zu holen.
Wenn meine Eltern auf einem Fest eingeladen waren, mussten sie entscheiden, welches Kind sie begleiten würde. Denn wir hatten nur ein Paar Schuhe, das wir uns teilen mussten.
Unser Leben war herausfordernd. Wir mussten auf Wunder hoffen und auf sie warten. Trotz der Schwierigkeiten waren und sind meine Eltern die großzügigsten Menschen, die ich kenne. Obwohl wir selbst fast nichts hatten, haben sie die Dinge mit anderen geteilt.
Wenn meine Mutter zum Beispiel zwei Milchkannen gespendet bekam, gab sie eine davon einem Nachbarn, der ebenfalls nichts hatte. „Wir haben fast nichts, warum teilst du immer noch unsere Sachen, Mama?“, dachte ich immer.
Ich habe sie nicht verstanden. Aber sie haben mir beigebracht, andere Menschen zu lieben. Im Gegensatz zu den entmutigenden Worten, die meine Mutter ihr Leben lang zu hören bekam, ist sie anderen in Liebe begegnet. Sie tat alles, um uns eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Schon als junger Kerl war ich ein großer Träumer. Ich war viel unter Erwachsenen und wollte verstehen, worüber sie sprachen. Ich fragte immer „Warum?“. Ich habe immer neue Pläne gemacht und stellte mir große Dinge vor. Mir wurde oft gesagt, ich solle mit den Füßen auf dem Boden bleiben. Aber ich wollte ein anderes Leben. Ich wollte meinen Eltern ein besseres Leben ermöglichen und die Welt zum Besseren verändern.
Unterstützung, die sich auf alle auswirkt
Eine neue Welt eröffnete sich für mich, als ich anfing, das Compassion-Kinderzentrum zu besuchen. Ich wusste, dass ich ein anderes Leben wollte als das, was wir hatten. Wie ich das erreichen sollte, davon hatte ich keine Ahnung.
Die Compassion-Mitarbeiter unterstützten mich darin, realistische Ziele zu formulieren und diese Schritt für Schritt anzugehen. Ich lernte, mich zu fokussieren und entschlossen zu handeln, indem ich Chancen nutzte, die sich anboten. Im Kinderzentrum habe ich gelernt, meine Fähigkeiten zu entdecken und weiterzuentwickeln.
Das Leben meiner Familie änderte sich mit der Unterstützung von Compassion. Ich erinnere mich noch an ein Weihnachtsfest mit einem richtigen Festessen. Der Leiter des Kinderzentrums überreichte uns einen Korb mit Lebensmitteln für das Weihnachtsessen. Er schickte meinen Brüdern und mir sogar Geschenke. Es war ein unvergesslicher Abend.
Meine Mutter war so begeistert von Compassion, dass sie eingeladen wurde, dort ehrenamtlich zu arbeiten. Dann arbeitete sie dort als Lehrerin, wurde Koordinatorin und vor 15 Jahren wurde sie die Leiterin eines Kinderzentrums. Ich bin so stolz auf meine Mutter. Entgegen allen Erwartungen ihrer Familie engagiert sie sich heute für Hunderte von Kindern.
Eines der besten Erlebnisse im Compassion-Kinderzentrum war, dass ich Briefe von meinem Paten erhielt. Ich war so aufgeregt, wenn die Mitarbeiter mit neuen Briefen kamen. Ich war neugierig, etwas über das Land meines Paten zu lesen. Ich erinnere mich noch an einen Brief. Mein Pate schrieb darin, dass er sich darüber freute, dass ich in der Schule gute Noten hatte und ein guter Schüler war. Es war wunderbar zu wissen, dass jemand anderes auf der Welt mich unterstützt und anfeuert.
Ich war und bin sehr dankbar für alles, was das Compassion-Kinderzentrum für mich getan hat. Ich wollte mich für alles revanchieren, was meine Paten und die Mitarbeiter für mich geleistet haben. Deshalb beschloss ich, Menschen zu unterstützen, denen es wie mir ergangen ist.
Irgendwann sah ich den Film Patch Adams. Danach wollte ich Arzt werden und bei „Ärzte ohne Grenzen“ arbeiten. Mir war bewusst, dass es nicht einfach sein würde, diesen Traum Realität werden zu lassen, besonders für mich: Einen Jungen, der in Armut aufgewachsen ist. Aber es wäre mein Weg, etwas Großes und Sinnvolles zu tun.
Ein einflussreiches Leben
Als ich 17 Jahre alt war, zog ich von zu Hause aus. Ich wollte Medizin studieren und mich um einen Studienplatz bewerben. Meine Eltern hatten kein Geld, um mich darin zu unterstützen, aber sie sagten immer: „Du kannst alles erreichen, wenn du hart arbeitest.“ Ich begann zu arbeiten. In den ersten Jahren waren meine Noten für Medizin nicht gut genug, aber gut genug für Biomedizin. Die Aufnahmegebühren waren jedoch zu teuer. Ich hatte nur das Geld, eine Ausbildung zur Krankenpflege zu machen. Ich wollte mich später erneut an der medizinischen Fakultät bewerben.
In der Zwischenzeit engagierte ich mich ehrenamtlich in sozialen Projekten, um Menschen in Not zu helfen. Ich wurde eingeladen, als Lehrer für die Organisation Voar (deutsch: fliegen) Association zu arbeiten, die Kinder in Armut unterstützt. Ich war begeistert, Jugendliche zu ermutigen, so wie es die Mitarbeiter im Compassion-Kinderzentrum für mich getan hatten.
Ich versuchte noch vier Jahre lang, die Aufnahmeprüfung für das Medizinstudium zu bestehen, aber ich schaffte es nicht. Nach so vielen Jahren wurde mir klar, dass es nicht mehr mein größter Traum war, Arzt zu werden. Es fiel mir schwer, das zuzugeben. Ich dachte immer, dass ich nur als Arzt den Menschen helfen könnte.
Ich wuchs mit so viel Mangel auf, dass ich glaubte, dass ich nur erfolgreich war, wenn ich materiellen Reichtum hatte. Ich erkannte, dass nicht mein Beruf darüber entschied, ob und wie ich das Leben der Menschen zum Besseren verändern konnte. Auch als Straßenkehrer oder Tankwart kann man ein sinnvolles und einflussreiches Leben führen. Wir verändern die Welt mit dem, was wir sind und was wir anderen geben können.
Einige Zeit später ging ich als Ehrenamtlicher nach Kolumbien, um Erwachsene mit Autismus und Downsyndrom zu unterstützen. Während meiner Zeit dort wurde mir klar, dass meine Träume aus meiner Kindheit bereits in Erfüllung gegangen waren. Ich bin meiner Familie und meinen Paten dankbar, die mich ermutigten, nicht aufzugeben.
Kinder in Armut unterstützen
Als ich zurück nach Brasilien ging, erhielt ich ein Stipendium für ein Jurastudium und wurde eingeladen, die Organisation Voar Association als Präsident zu leiten, für die ich bereits als Lehrer tätig war.
Lange Zeit glaubte ich, es wäre meine Pflicht, Menschen zu helfen. Nur damit ich meinen Paten und allen, die in mich investiert haben, etwas zurückzahlen kann. Jetzt sehe ich die Dinge anders: Es geht nicht um das Geld, das man verdient, sondern um den Lebenssinn.
Ich liebe den Namen Voar Association, weil ich viel mit dem Gefühl zu fliegen verbinde. Das ist es, was ich als Kind wollte – und heute noch will – und wozu ich andere Kinder ermutigen möchte: hoch hinauszufliegen.
Eines unserer Projekte ist ein Partner von Compassion. Ich bin dankbar, dass ich mit Compassion zusammenarbeite und Kinder in der Stadt, in der ich geboren wurde, unterstütze.
Jetzt weiß ich, dass es nicht um mich geht. Ich bin nicht der Retter der Menschen. Aber ich bin bereit, für etwas zu arbeiten, auch wenn ich nicht immer die Früchte meiner Arbeit sehen werde. Wir sind wie Dominosteine. Wir „fallen“ und jeder Stein hat Auswirkungen auf den nächsten. Mein Pate hat mein Leben beeinflusst. Ich tue das mit anderen Kindern. Eines Tages werden sie das Gleiche mit anderen tun.
Das ist es, was mich jeden Morgen aus dem Bett holt. Wenn ich niedergeschlagen bin, erinnere ich mich an die Geschichten der einzelnen Kinder. Das ermutigt mich weiterzumachen. Ich sehe, wie die Kinder trotz ihres Umfelds einen anderen Lebensweg einschlagen, und das hat Auswirkungen auf ihre Familien.
Heute bin ich 29 Jahre alt. Wenn ich zurückblicke, sehe ich, dass der Weg, den ich gegangen bin, nicht nur meiner ist. Es ist der Weg von all den Menschen, die mich ermutigt und mich begleitet haben.
Ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre, wenn ich nicht meine Familie, die Kirche, die Compassion-Mitarbeiter und meine Paten an meiner Seite gehabt hätte. Ich würde anders sein. Aber ich kann mir kein anderes „Ich“ vorstellen.
Ich habe immer noch eine Menge Träume, verrückt und groß wie immer. Ich habe Träume für mich, für die Projekte, für die Kinder, für ihre Familien und Gemeinden.
Und wenn ich mich jemals entmutigt fühle, erinnere ich mich daran, was ich von meinen Eltern gelernt habe, als ich nichts zu essen hatte: Wir leben vom Glauben.
Bericht und Fotos: Sara Navarro, Compassion Brasilien
Woher ich komme
Meine Mutter hatte als Kind ein sehr schweres Leben. Sie musste mit ansehen, wie ihre Mutter ertrank und starb. Dann wurde sie von ihrem Vater verlassen und ging zu ihren Verwandten, aber die wollten sie nicht aufnehmen. Als Teenager begann sie, als Dienstmädchen zu arbeiten. Als sie 16 Jahre alt war, heiratete sie meinen Vater.
In ihrer Kindheit sagten ihr alle, dass sie keine Zukunft haben und als Prostituierte arbeiten würde. Meine Mutter beschloss, ein anderes Leben zu führen.
Meine Eltern haben alles getan, um uns zu versorgen. Wir lebten in einer kleinen Wohnung mit zwei Zimmern. Ein Badezimmer gab es nicht. Meine Eltern schliefen in einem Zimmer und meine vier Geschwister und ich teilten uns das andere. Gewaschen haben wir uns im Hinterhof mit einem Eimer. Unsere Toilette war ein Loch in der hinteren Ecke des Hofes.
Mein Vater arbeitete in einer Cafeteria und meine Mutter als Haushälterin. Wenn sie Zeit hatte, verkaufte sie Obst auf dem Markt, um sich etwas dazuzuverdienen. Manchmal fuhr mein Vater 7 km mit dem Fahrrad, nur um ein paar Liter Milch von Verwandten zu holen.
Wenn meine Eltern auf einem Fest eingeladen waren, mussten sie entscheiden, welches Kind sie begleiten würde. Denn wir hatten nur ein Paar Schuhe, das wir uns teilen mussten.
Unser Leben war herausfordernd. Wir mussten auf Wunder hoffen und auf sie warten. Trotz der Schwierigkeiten waren und sind meine Eltern die großzügigsten Menschen, die ich kenne. Obwohl wir selbst fast nichts hatten, haben sie die Dinge mit anderen geteilt.
Wenn meine Mutter zum Beispiel zwei Milchkannen gespendet bekam, gab sie eine davon einem Nachbarn, der ebenfalls nichts hatte. „Wir haben fast nichts, warum teilst du immer noch unsere Sachen, Mama?“, dachte ich immer.
Ich habe sie nicht verstanden. Aber sie haben mir beigebracht, andere Menschen zu lieben. Im Gegensatz zu den entmutigenden Worten, die meine Mutter ihr Leben lang zu hören bekam, ist sie anderen in Liebe begegnet. Sie tat alles, um uns eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Schon als junger Kerl war ich ein großer Träumer. Ich war viel unter Erwachsenen und wollte verstehen, worüber sie sprachen. Ich fragte immer „Warum?“. Ich habe immer neue Pläne gemacht und stellte mir große Dinge vor. Mir wurde oft gesagt, ich solle mit den Füßen auf dem Boden bleiben. Aber ich wollte ein anderes Leben. Ich wollte meinen Eltern ein besseres Leben ermöglichen und die Welt zum Besseren verändern.
Unterstützung, die sich auf alle auswirkt
Eine neue Welt eröffnete sich für mich, als ich anfing, das Compassion-Kinderzentrum zu besuchen. Ich wusste, dass ich ein anderes Leben wollte als das, was wir hatten. Wie ich das erreichen sollte, davon hatte ich keine Ahnung.
Die Compassion-Mitarbeiter unterstützten mich darin, realistische Ziele zu formulieren und diese Schritt für Schritt anzugehen. Ich lernte, mich zu fokussieren und entschlossen zu handeln, indem ich Chancen nutzte, die sich anboten. Im Kinderzentrum habe ich gelernt, meine Fähigkeiten zu entdecken und weiterzuentwickeln.
Das Leben meiner Familie änderte sich mit der Unterstützung von Compassion. Ich erinnere mich noch an ein Weihnachtsfest mit einem richtigen Festessen. Der Leiter des Kinderzentrums überreichte uns einen Korb mit Lebensmitteln für das Weihnachtsessen. Er schickte meinen Brüdern und mir sogar Geschenke. Es war ein unvergesslicher Abend.
Meine Mutter war so begeistert von Compassion, dass sie eingeladen wurde, dort ehrenamtlich zu arbeiten. Dann arbeitete sie dort als Lehrerin, wurde Koordinatorin und vor 15 Jahren wurde sie die Leiterin eines Kinderzentrums. Ich bin so stolz auf meine Mutter. Entgegen allen Erwartungen ihrer Familie engagiert sie sich heute für Hunderte von Kindern.
Eines der besten Erlebnisse im Compassion-Kinderzentrum war, dass ich Briefe von meinem Paten erhielt. Ich war so aufgeregt, wenn die Mitarbeiter mit neuen Briefen kamen. Ich war neugierig, etwas über das Land meines Paten zu lesen. Ich erinnere mich noch an einen Brief. Mein Pate schrieb darin, dass er sich darüber freute, dass ich in der Schule gute Noten hatte und ein guter Schüler war. Es war wunderbar zu wissen, dass jemand anderes auf der Welt mich unterstützt und anfeuert.
Ich war und bin sehr dankbar für alles, was das Compassion-Kinderzentrum für mich getan hat. Ich wollte mich für alles revanchieren, was meine Paten und die Mitarbeiter für mich geleistet haben. Deshalb beschloss ich, Menschen zu unterstützen, denen es wie mir ergangen ist.
Irgendwann sah ich den Film Patch Adams. Danach wollte ich Arzt werden und bei „Ärzte ohne Grenzen“ arbeiten. Mir war bewusst, dass es nicht einfach sein würde, diesen Traum Realität werden zu lassen, besonders für mich: Einen Jungen, der in Armut aufgewachsen ist. Aber es wäre mein Weg, etwas Großes und Sinnvolles zu tun.
Ein einflussreiches Leben
Als ich 17 Jahre alt war, zog ich von zu Hause aus. Ich wollte Medizin studieren und mich um einen Studienplatz bewerben. Meine Eltern hatten kein Geld, um mich darin zu unterstützen, aber sie sagten immer: „Du kannst alles erreichen, wenn du hart arbeitest.“ Ich begann zu arbeiten. In den ersten Jahren waren meine Noten für Medizin nicht gut genug, aber gut genug für Biomedizin. Die Aufnahmegebühren waren jedoch zu teuer. Ich hatte nur das Geld, eine Ausbildung zur Krankenpflege zu machen. Ich wollte mich später erneut an der medizinischen Fakultät bewerben.
In der Zwischenzeit engagierte ich mich ehrenamtlich in sozialen Projekten, um Menschen in Not zu helfen. Ich wurde eingeladen, als Lehrer für die Organisation Voar (deutsch: fliegen) Association zu arbeiten, die Kinder in Armut unterstützt. Ich war begeistert, Jugendliche zu ermutigen, so wie es die Mitarbeiter im Compassion-Kinderzentrum für mich getan hatten.
Ich versuchte noch vier Jahre lang, die Aufnahmeprüfung für das Medizinstudium zu bestehen, aber ich schaffte es nicht. Nach so vielen Jahren wurde mir klar, dass es nicht mehr mein größter Traum war, Arzt zu werden. Es fiel mir schwer, das zuzugeben. Ich dachte immer, dass ich nur als Arzt den Menschen helfen könnte.
Ich wuchs mit so viel Mangel auf, dass ich glaubte, dass ich nur erfolgreich war, wenn ich materiellen Reichtum hatte. Ich erkannte, dass nicht mein Beruf darüber entschied, ob und wie ich das Leben der Menschen zum Besseren verändern konnte. Auch als Straßenkehrer oder Tankwart kann man ein sinnvolles und einflussreiches Leben führen. Wir verändern die Welt mit dem, was wir sind und was wir anderen geben können.
Einige Zeit später ging ich als Ehrenamtlicher nach Kolumbien, um Erwachsene mit Autismus und Downsyndrom zu unterstützen. Während meiner Zeit dort wurde mir klar, dass meine Träume aus meiner Kindheit bereits in Erfüllung gegangen waren. Ich bin meiner Familie und meinen Paten dankbar, die mich ermutigten, nicht aufzugeben.
Kinder in Armut unterstützen
Als ich zurück nach Brasilien ging, erhielt ich ein Stipendium für ein Jurastudium und wurde eingeladen, die Organisation Voar Association als Präsident zu leiten, für die ich bereits als Lehrer tätig war.
Lange Zeit glaubte ich, es wäre meine Pflicht, Menschen zu helfen. Nur damit ich meinen Paten und allen, die in mich investiert haben, etwas zurückzahlen kann. Jetzt sehe ich die Dinge anders: Es geht nicht um das Geld, das man verdient, sondern um den Lebenssinn.
Ich liebe den Namen Voar Association, weil ich viel mit dem Gefühl zu fliegen verbinde. Das ist es, was ich als Kind wollte – und heute noch will – und wozu ich andere Kinder ermutigen möchte: hoch hinauszufliegen.
Eines unserer Projekte ist ein Partner von Compassion. Ich bin dankbar, dass ich mit Compassion zusammenarbeite und Kinder in der Stadt, in der ich geboren wurde, unterstütze.
Jetzt weiß ich, dass es nicht um mich geht. Ich bin nicht der Retter der Menschen. Aber ich bin bereit, für etwas zu arbeiten, auch wenn ich nicht immer die Früchte meiner Arbeit sehen werde. Wir sind wie Dominosteine. Wir „fallen“ und jeder Stein hat Auswirkungen auf den nächsten. Mein Pate hat mein Leben beeinflusst. Ich tue das mit anderen Kindern. Eines Tages werden sie das Gleiche mit anderen tun.
Das ist es, was mich jeden Morgen aus dem Bett holt. Wenn ich niedergeschlagen bin, erinnere ich mich an die Geschichten der einzelnen Kinder. Das ermutigt mich weiterzumachen. Ich sehe, wie die Kinder trotz ihres Umfelds einen anderen Lebensweg einschlagen, und das hat Auswirkungen auf ihre Familien.
Heute bin ich 29 Jahre alt. Wenn ich zurückblicke, sehe ich, dass der Weg, den ich gegangen bin, nicht nur meiner ist. Es ist der Weg von all den Menschen, die mich ermutigt und mich begleitet haben.
Ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre, wenn ich nicht meine Familie, die Kirche, die Compassion-Mitarbeiter und meine Paten an meiner Seite gehabt hätte. Ich würde anders sein. Aber ich kann mir kein anderes „Ich“ vorstellen.
Ich habe immer noch eine Menge Träume, verrückt und groß wie immer. Ich habe Träume für mich, für die Projekte, für die Kinder, für ihre Familien und Gemeinden.
Und wenn ich mich jemals entmutigt fühle, erinnere ich mich daran, was ich von meinen Eltern gelernt habe, als ich nichts zu essen hatte: Wir leben vom Glauben.
Bericht und Fotos: Sara Navarro, Compassion Brasilien