Kinder gehen hungrig zur Schule
Grace lebt in der Nähe des Marktes. Die 36-Jährige wohnt mit ihrem Mann und den gemeinsamen fünf Kindern in einer bescheidenen Hütte. Ihr Traum: Jeden Morgen Frühstück vorzubereiten. Ihre Küche bleibt oft ruhig. Sie hat keine Lebensmittel, um etwas zu kochen, und ihre Kinder müssen hungrig zur Schule gehen. Der Gedanke, dass sie ihre Kinder im Stich lässt, quält sie.
„Die Kinder gehen oft hungrig zur Schule. Eine anständige Mahlzeit erfordert Geld. Wir essen also nur, wenn wir es uns leisten können. Nach einem Tag harter Arbeit kaufen wir Maismehl und Gemüse. Wenn sie nach Hause kommen, finden sie eine Mahlzeit vor, aber abends gehen sie wieder hungrig ins Bett“, erzählt Grace.
Sie hält die Familie mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Das Einkommen ihres Mannes, der als Wächter in einer nahegelegenen Kirche arbeitet, reicht nicht aus, um die Familie zu versorgen. Die hohen Kosten für den Kauf und die Produktion von Lebensmitteln sind eine enorme Belastung.
Neugefundene Hoffnung
Der Start der Zusammenarbeit von Kirchen vor Ort und Compassion markierte für Kinder und ihre Familien in der Region ein neues Kapitel. Grace meldete ihre Tochter Deborah im Compassion-Kinderzentrum an. Für Mütter wie Grace und ihre Familie symbolisierte es, dass bessere Tage auf sie zukommen würden.
Die Mitarbeiter des Compassion-Kinderzentrums stellten schnell fest, dass alle Familien, deren Kinder am Programm teilnahmen, von Ernährungsunsicherheit betroffen sind. Als Reaktion engagierten sie einen Experten für Landwirtschaft, um die Familien zu schulen. Ihnen wurde beispielsweise beigebracht, wie sie organischen Dünger aus lokalen Ressourcen, Kleie, Asche und Tierkot herstellen. Das hat viele Familien ermutigt. Der Dünger ist zu einem kosteneffizienten Ersatz für den hochpreisigen chemischen Dünger geworden, der 52 US-Dollar für einen 50-Kilo-Sack kostet.
„Wir haben gesehen, dass sich jemand um uns kümmert – die Kirche. Wir konnten uns solch eine Schulung nicht leisten, aber die Geste der Mitarbeiter zeigte uns, dass sie uns unterstützen wollen und mit uns gegen Hunger und andere Herausforderungen kämpfen wollen.“
Mit ein paar anderen Leuten pflanzte Grace auf einem vom Kinderzentrum gepachteten Feld Mais an.
Eine weitere schwierige Herausforderung
An einem leicht verregneten Tag machte sich die Gruppe auf den Weg zum Feld. Sie trugen Säcke mit Dünger auf dem Kopf und sangen dabei, verteilten den Dünger auf den Feldern. Gemeinsam hofften sie, dass sie später rund 40 Säcke ernten würden. Doch das Wetter hatte andere Pläne.
Es hörte auf zu regnen. Was dann folgte, war eine langanhaltende Trockenperiode, die durch das Wetterphänomen El Nino verursacht wurde. Das Feld vertrocknete. Keine einzige Pflanze hielt der Hitze stand. Das machte Graces Hoffnung auf ihren Anteil zunichte.
Grace und die anderen waren nicht die einzigen, die davon betroffen waren. Die Trockenzeit hat viele Bezirke in Malawi getroffen und stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Ernährungssicherheit von Millionen Menschen dar. Für das Jahr 2024 wurde ein Rückgang der Maisernte um 24 Prozent geschätzt.
Kinderzentren bieten Unterstützung an
Der Ausfall der erwarteten Ernte bedeutete für Grace den Untergang. Das Wenige, auf das sie gehofft hatte, wurde zerstört.
Die lokale Partnerkirche erkannte den Ernst der Lage und stellte eine nachhaltigere Lösung zur Verfügung: Süßkartoffeln. Sie wussten, dass Süßkartoffeln unter solchen klimatischen Bedingungen gut gedeihen. Das machte den Familien wieder Mut.
„Uns vielfältige Dinge beizubringen, war ein doppelter Erfolg“, erinnert sich Grace. „Ich war erleichtert, denn ich hatte schon die Hoffnung verloren. Dank der Kirche kehrte die Hoffnung zurück. Der doppelte Nutzen, sowohl die Kartoffelknollen als auch die Blätter essen zu können, bedeutete, dass wir eine verlässliche Quelle für Lebensmittel haben würden.“
Jede Pflanze, die wuchs, erfüllte Grace mit Zuversicht, denn es waren zusätzliche Lebensmittelquellen für ihre Kinder. Auf dem Feld konnte Grace die Blätter abzupfen, um sie als Beilage zu verwenden. Wenn die Pflanzen reif waren, grub sie einige Kartoffeln aus und bereitete sie als Frühstück und Mittagessen für ihre Familie zu. Für sie war das eine wichtige Alternative zu Mais.
Ein Weg zur Ernährungssicherheit
Für die Compassion-Mitarbeiter lag der Fokus darauf, dass die Familien ausreichend versorgt sind. Sie haben Familien wie die von Grace in landwirtschaftlichen Techniken geschult und sie ausgestattet, sodass sie auf eine Vielfalt an Lebensmitteln zugreifen können.
„Wir haben die Familien zu ihrer Situation befragt. Das ergab, dass kein Haushalt sich ausreichend mit Lebensmitteln versorgen konnte. Sie haben nicht ausreichend zu essen noch das Geld für landwirtschaftliche Ressourcen. Es fehlt ihnen auch an Anbautechniken, um mehr Lebensmittel zu produzieren“, beklagte Tenda, der Leiter des Kinderzentrums. „Deshalb bieten wir Schulungen an, damit sie neue Dinge lernen, um sich ausreichend versorgen zu können und ihr allgemeines Wohlbefinden zu verbessern.“
„Jetzt weiß ich, dass es mehr als nur Nsima (Malawis Grundnahrungsmittel) gibt. Wir können andere Lebensmittel essen und stark und gesund sein. Danke an die Kirche für dieses Programm. Es vermittelt uns neues und praktisches Wissen“, sagte sie.
📷 Luke Tembo, Compassion Malawi