17.07.2020 |
Wie eine einfache Kühlbox Julius‘ Familie zu Einkommen verhilft
In den letzten fünf Jahren hat Julius sein Haus täglich um 6 Uhr morgens verlassen, um als Fahrer eines Kleinbusses zu arbeiten. Nachdem er im Laufe des Tages viele Menschen durch die Stadt gefahren hat, kehrt er um 20 Uhr zu seiner Frau und seinen vier Kindern nach Hause zurück. Verdient hat er an diesem langen Tag umgerechnet etwa 8,40 Euro. Doch seit dem Ausbruch von COVID-19 in seiner Heimatstadt in Indonesien hat sich sein Leben dramatisch verändert.
Durch die im März 2020 erlassenen Ausgangsbeschränkungen hat Julius seine Arbeit über Nacht verloren. Während die Wochen ohne Arbeit verstrichen, gingen die kleinen Ersparnisse der Familie langsam zur Neige. Nach einem Monat war alles aufgebraucht. Julius und seine Frau waren verzweifelt.
„Ich werde alles tun, damit meine Familie etwas zu essen hat“, sagt Julius.
Glücklicherweise war die Familie in ihrem Kampf nicht auf sich allein gestellt. Paulus, der 10-jährige Sohn des Paares, ist Teil des Kinderpatenschaftsprogramms in einer lokalen Partnerkirche von Compassion. Die Mitarbeiter des Kinderzentrums kannten die schwierige Lage der Familie und versorgten sie mit Lebensmitteln. Währenddessen suchte Julius weiterhin nach einer Möglichkeit wieder Geld zu verdienen.
Julius wusste: Um seine Familie weiterhin zu ernähren, brauchte er eine kreative Idee.
Mitte April beschlossen Julius und seine Frau, mit ihrem Motorrad an die anderthalb Stunden entfernte Küste zu fahren. Sie wollten sehen, ob sie frisch gefangenen Fisch kaufen und weiterverkaufen konnten.
Mit ihren letzten Ersparnissen kauften sie 15kg frischen Fisch für umgerechnet 4,20€. Mit dem Verkauf konnte Julius einen Gewinn von 5,60€ erzielen. Doch die täglichen Treibstoffkosten der langen Reise zehrten langfristig einen zu großen Anteil des Gewinns auf.
Julius reduzierte seine Fahrten an die Küste auf nur drei Tage pro Woche. Allerdings hatte er Bedenken, dass der Fisch ohne Kühlung verderben könnte. Zudem bedeutete es, dass seine Familie zwar an diesem Tag etwas zu essen hatte, aber der Gedanke an den nächsten Tag beunruhigte ihn.
„Jeden Tag reicht das verdiente Geld gerade so, um Essen für diesen Tag zu kaufen. Ich mache mir große Sorgen, wenn ich daran denke, was meine Familie morgen essen wird“, sagte er.
Doch wieder konnte die Partnerkirche von Compassion helfen.
Da die regelmäßigen Aktivitäten des Compassion-Kinderzentrums wegen der Ausgangs- und Versammlungsbeschränkungen eingestellt wurden, schauen die Mitarbeiter regelmäßig nach allen Kindern, entweder durch Hausbesuche oder per Video- oder Telefonanruf.
„Wir sind nicht nur für die Kinder, sondern auch für ihre Eltern da. In dieser schwierigen Situation brauchen auch die Eltern Ermutigung“, sagt Rinawaty Ginting, Betreuerin in Paulus‘ Kinderzentrum.
Als sie Paulus‘ Familie besuchte, bemerkte Rinawaty, dass sein Vater Julius Probleme hatte. Er erzählte von seinen Bemühungen, Fisch zu verkaufen. Nachdem das Problem erkannt war, stellte die Gemeinde der Familie 280.000 Indonesische Rupiah (rund 17€) zur Verfügung, die Julius für den Kauf einer Kühlbox verwendete.
„Ich bin dankbar für die Unterstützung durch die Mitarbeiter des Kinderzentrums. Sie kümmern sich nicht nur um mein Kind, sondern auch um uns als Eltern“, sagt Julius.
Die Kühlbox ermöglicht es Julius, den Fisch zwei Tage lang frisch zu halten. So muss er nicht jeden Tag hin- und herfahren, um frischen Fisch zu kaufen. Julius installierte die Kühlbox auf dem Rücksitz seines Motorrads, so dass er den Fisch auch unterwegs verkaufen kann.
Zuvor konnte er maximal 15 Kilogramm Fisch auf einmal kaufen. Mit der Kühlbox sind es 25 Kilogramm. Auf diese Weise kann er alle zwei Tage etwa 10 bis 17 Euro verdienen und erreicht so an manchen Tagen fast sein altes Einkommen. Die durch die Compassion-Partnerkirche ermöglichte Anschaffung der Kühlbox sorgt dafür, dass Julius und seine Familie langfristig unabhängig von Lebensmittellieferungen sind.
„Ich weiß nicht, wann dieser Ausnahmezustand vorbei sein wird. Im Moment weiß ich nur, dass Gott mir die Möglichkeit gibt, Fisch zu verkaufen, und meine Familie immer noch jeden Tag etwas zu essen hat“, sagt Julius.