08.06.2020 |
Einkünfte und Ausgaben von vier Familien aus aller Welt
Hast du dich jemals gefragt, wie es wirklich ist, unterhalb der globalen Armutsgrenze von 1,70 Euro pro Tag zu leben? Diese vier Familien aus vier Ländern helfen uns zu erfahren, was es bedeutet, in extremer Armut zu leben.
Hinweis: Die weltweite COVID-19-Pandemie hat Familien in Armut schwer getroffen. Seitdem diese Familien befragt wurden, verdienen einige Familien aufgrund von Ausgangsbeschränkungen möglicherweise weniger. Zudem sind die Lebensmittelpreise zwischenzeitlich möglicherweise gestiegen.
Etis Familie in Bangladesch: 51 Cent pro Tag
Eti und ihr Bruder sitzen vor dem wöchentlichen Essen ihrer Familie. Ihre Familie gibt 40% ihres wöchentlichen Einkommens für Lebensmittel aus.
Etis Familie gibt 40% ihres Einkommens oder rund 25 Euro im Monat für Lebensmittel aus – und die Sorge um Lebensmittel ist ein ständiger Begleiter. Denn so wie auf dem Bild sieht es nicht immer aus. Für Bauernfamilien wie die von Eti in Bangladesch sind die Monate September bis November die schwierigste Zeit des Jahres. Bis zur nächsten Reisernte gibt es kein Einkommen, sodass die Familien auf jeden Cent achten müssen.
Doch ihre größte Sorge sind die Schulausgaben. Es kostet knapp 200 Euro pro Jahr, Eti und ihren Bruder zur Schule zu schicken – mehr als ein Viertel ihres Einkommens! Auch wenn ihre Eltern wissen, dass die Schule ihren Kindern beim Entkommen aus der Armut helfen wird, ist es im Hinblick auf das Schulgeld eine herausfordernde Entscheidung, sie weiterhin in die Sekundarschule zu schicken.
Viele Bauern in Bangladesch stehen in der Versuchung, hochverzinste Mikrokredite aufzunehmen. Doch diese belassen die Familien oft genau dort, wo sie sich bereits befinden – in extremer Armut. Glücklicherweise hat Eti einen Paten . Sie erhält Hilfe bei Schulmaterial und Ernährung und – noch wichtiger – sie wird ermutigt. Dank Etis Paten kann die Familie vermeiden, sich bei skrupellosen Kreditgebern zu verschulden.
Wahabs Familie in Burkina Faso: 90 Cent pro Tag
Wahab ist 11 Jahre alt und lebt mit seiner Mutter, seinen Geschwistern und seiner Großfamilie zusammen. Seine Mutter Amimatou verkauft Gemüse auf einem Markt und verdient so ca. 2.700 Euro im Jahr oder 90 Cent pro Tag und Familienmitglied. Das Jahreseinkommen liegt höher als das vieler anderer Familien in Armut, aber Amimatou hat viele Kinder und Enkelkinder zu ernähren. Sie verlor ihren Mann vor mehr als zehn Jahren; als alleinerziehende Mutter musste sie für ihre 10 Kinder sorgen.
Das ist das Gemüse, das Amimatou jeden Tag kauft, um ihre Kinder und Enkel zu ernähren. Sie hat keinen Kühlschrank, also kauft sie jeden Tag alles frisch ein.
„Oft konnte ich den Kindern kaum eine Mahlzeit am Tag geben“, sagt sie.
Einige ihrer größten Ausgaben sind Lebensmittel (160 Euro pro Monat), sauberes Trinkwasser (29 Euro pro Monat) und Strom (22 Euro pro Monat). Jedes Jahr betragen die Schulgebühren, das Schulgeld und die Schulkleidung 63 Euro für jedes Kind.
Jetzt leben nur noch sechs ihrer Kinder zu Hause und ihr Einkommen ist in den letzten Jahren gestiegen. Durch die Patenschaft ihres Sohnes Wahab erhielt sie eine Ausbildung zur Führung ihres kleinen Gewerbes. Die kluge Geschäftsfrau kauft Gemüse von Großhändlern und verkauft es auf den Märkten weiter. Jetzt verdient sie genug, um ihre Kinder jeden Tag mit gesunden Mahlzeiten zu versorgen.
Josues Familie in Honduras: 29 Cent pro Tag
Josues Familie mit den wöchentlichen Lebensmitteln, die seine Mutter für 9 Euro kauft: einen Beutel rote Bohnen, einen Beutel Reis, einen Beutel Zucker und einen Beutel Maismehl. Gelegentlich können sie auch Hühnchen essen.
Die monatliche Stromrechnung der Familie beträgt 15 Euro – fast die Hälfte des monatlichen Budgets von 36 Euro. Deshalb gerät Ana manchmal mit ihren Stromrechnungen in Rückstand.
Die Miete für ein durchschnittliches Haus in ihrer Nachbarschaft beträgt 53 Euro pro Monat, weit mehr als ihr monatliches Budget von 36 Euro. Daher lebt die Familie in einem behelfsmäßigen Haus auf einem Hügel, das allerdings in der Regenzeit auf direktem Weg von Schlammlawinen liegt.
Ana unterstützt nicht nur ihre eigenen Kinder, sondern auch ihre kranke, verwitwete Mutter finanziell. Ein einziger Arztbesuch kostet ein Viertel ihres monatlichen Einkommens oder 9 Euro. Wenn sie einen privaten Arzt statt einer öffentlichen Klinik aufsuchen würde, würde dies ihr gesamtes monatliches Einkommen kosten.
Anas Einkommen reicht einfach nicht aus, um alle Ausgaben der Familie zu decken. Das Wichtigste ist für sie, die Kinder mit Essen zu versorgen, deshalb hat sie Schulden von fast 90 Euro angehäuft. Das sind zweieinhalb Monatsverdienste.
Ana befürchtete, ihre Kinder nicht zur Schule schicken zu können, aber Josue und Wilson wurden beide im Kinderpatenschaftsprogramm von Compassion registriert, sodass sie nun zur Schule gehen können. Ana weiß, dass ihre Söhne nur durch Bildung der Armut entkommen können.
Josue und Wilson waren beide unterernährt, als sie ins Patenschaftsprogramm aufgenommen wurden. Aber dank der regelmäßigen nahrhaften Mahlzeiten im Kinderzentrum und der Lebensmittel, die ihre Familie gelegentlich erhält, befinden Josue und Wilson sich jetzt in einem gesunden Größen- und Gewichtsbereich.
Die Familie von John Roque auf den Philippinen: 56 Cent pro Tag
John Roque ist 17 Jahre alt und lebt mit seinen Eltern und zwei Geschwistern zusammen. Sein Vater arbeitet als Maschinenführer in einer Fabrik und verdient umgerechnet 1.018 Euro im Jahr, das sind etwa 56 Cent pro Familienmitglied und Tag.
Vor drei Jahren wurde bei John Roque Neurofibromatose diagnostiziert, eine genetische Störung, die die Steuerung seiner Gliedmaßen durch das Gehirn beeinträchtigt. Seine Behandlung kostete 1.060 Euro – mehr als sein Vater in einem Jahr verdient. Glücklicherweise übernahm die lokale Partnerkirche von Compassion seine Krankenhausrechnungen, Medikamente und die anschließende Therapie.
„Ich weiß nicht, wie wir die Behandlung hätten bezahlen sollen“, sagt seine Mutter Aracile. „Nur durch die Hilfe der Kirche und von Compassion geht es meinem Sohn gut und es besteht Hoffnung, dass er eines Tages wieder gesund wird.“
Die Familie von John Roque mit den üblichen Lebensmitteln einer Woche: Reis, Nudeln, Eier und Gemüse.
Aber die Familie kämpft weiterhin. Sie können keine Vorräte anlegen, sondern leben von der Hand in den Mund. 56% ihres Einkommens geben sie für Lebensmittel aus, das sind rund 48 Euro im Monat. Am Ende des Monats ist nichts übrig, um die Löcher in ihrem Bambusboden oder Blechdach zu reparieren. Wie viele Menschen, die in Armut leben, ist John Roques Familie daher verschuldet.
John und sein kleiner Bruder sparen Geld in ihrem Bambus-Sparschweinchen, eine Peso-Münze nach der anderen (1 Peso entspricht etwa 2 Cent).
„Ich weiß, es ist nicht viel Geld“, sagt Aracile. „Aber ich weiß es zu schätzen, dass meine Jungs aushelfen wollen.“
Die Folgen extremer Armut
Extreme Armut zwingt viele Eltern jeden Tag zu unmöglichen Entscheidungen: Die Kinder ernähren oder die dringend benötigte medizinische Behandlung bezahlen? Die eigenen, alt gewordenen Eltern unterstützen oder die Rechnung bezahlen, damit der Strom nicht wieder abgeschaltet wird? Die Kinder in die Schule schicken oder die Miete zahlen?
Für viele Menschen, die unterhalb der weltweiten Armutsgrenze von 1,70 Euro pro Tag leben, sind das ganz alltägliche Fragen. Wie die Familien von Eti, Wahab, Josue und John Roque kämpfen unzählige Eltern jeden Tag neu, um für die Grundbedürfnisse ihrer Kinder zu sorgen.
Tausende Gemeinden weltweit helfen in Zusammenarbeit mit Compassion, diese Familien zu unterstützen. Gerade während der Corona-Krise ist die Not oft besonders groß, da die Ausgangsbeschränkungen häufig Einkommensverluste nach sich ziehen.
Du kannst dazu beitragen, Familien, die ihr Einkommen aufgrund von Covid-19 verloren haben , mit Lebensmitteln zu versorgen. Mit deiner Hilfe schenkst du den Familien Hoffnung!